Kulturelle Bildung für Mädchen unter Genderaspekten - 4 girls only 2011

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Projektinhalte
Bausteine im Bereich kulturelle Bildung und Genderkompetenzerweiterung für Mädchen. Sensibilisierung für das Thema Gender und die Reflexion ihrer eigenen Rolle in der Gesellschaft. U.a. 5-tägiges Seminar mit Genderkompetenz-Workshop und weiteren Workshops aus dem Bereich der kulturellen Bildung, die das Thema Gender und Genderkompetenz aufgreifen. In einem weiteren Baustein sollen Mädchen über den Kreis der Teilnehmerinnen des ersten Projektbausteins hinaus, eine Bühnenshow erarbeiten und mitgestalten


Träger: DJO-Deutsche Jugend in Europa   Region: Göttingen (Kreis)



Rapworkshop - Oktober 17, 2011 14:08:06
Von Nora Ludl

12.-14. August 2011


Um 16:00 Uhr gings am Freitag Nachmittag los. Nachdem wir uns den Teilnehmerinnen vorgestellt erfolgte der Einstieg in das Wochenende durch verschiedene Kennenlernspiele. Im Anschluss daran schrieben alle ihre Erwartungen an das Wochenende sowie ihre Bezüge zu Rap und Gesang bzw. ihre bisherigen Erfahrungen damit auf Moderationskarten. Diese wurden vorgestellt und geclustert. Diejenigen, die schon erste Erfahrungen gesammelt hatten, betonten die Möglichkeit von Rap als Ausdrucksmöglichkeit eigener Erfahrungen. Einigen ging es um das Ausprobieren von Musik, die sie sonst nur als Konsumentinnen kannten, für wieder andere stand der Gesang im Mittelpunkt


Nun wurde darüber geredet, welche Rapperinnen die Mädchen kannten bzw. welche Frauenbilder im Rap (auch in Popmusik) vorherrschten. Janina Lieseberg hatte einige Beispiel für verschiedene Performances von Männern und Frauen mitgebracht über die die Mädchen diskutierten. Darunter befand sich auch ein kurzer Ausschnitt eines Konzertes der Berliner Rapperin »Sookee«, die in vielerlei Hinsicht den gängigen HipHop-Klischees widerspricht. Insgesamt wurde über Kleidung, Anordnung von Personen auf der Bühne und Art der Performances in den Videos bzw. Live-Auftritten gesprochen.


Nun wurden die Mädchen in Kleingruppen eingeteilt in denen sie sich über Beats und Themen absprachen. Die letzte Stunde am Freitag verbrachten die Mädchen damit, erste Textansätze zu entwerfen.


 


Nach dem ersten Warm-up-Spiel gingen die Mädchen am Samstag gleich in die Kleingruppen um an ihren Texten weiterzuarbeiten. Um ungestört auch am Zusammenspiel mit den gewählten Beats arbeiten zu können, verteilten sich die Grüppchen auf die verschiedenen Räume von Kore. Die Teamerinnen unterstützten die Kleingruppen.


Nach der Mittagspause präsentierten die Mädchen ihre bisherigen Ergebnisse vor der Gesamtgruppe. Das dort erhaltene Feedback half einigen Mädchen bei schwierigen oder holprigen Textstellen oder auch bei der Planung ihrer Performance. Eine Gruppe veränderte nach dieser Feedbackrunde ihre komplette Textaufteilung und die geplante Form des Auftrittes. Die Gesamtgruppe hatte bemängelt, dass es keine gleichberechtigte Einteilung des Textes gegeben hatte und sich dies auch bei der Präsentation widerspiegelte.


Am Nachmittag wurden die Texte auswendig gelernt und die Auftritte geübt. Dabei zeigte sich, dass die Gruppen mit verschiedenen Problemen zu kämpfen hatten. Dazu gehörten Textunsicherheiten und Probleme mit dem Takt, die aber nach und nach besser wurden. Als Tagesabschluss gab es eine Feedbackrunde für den Tag. Die Mädchen bekamen für den Sonntag den Auftrag, verschiedene Outfits mitzubringen. Sie wurden aufgefordert, sich zu überlegen, ob sie sich vorstellen könnten, auch in nicht typisch weiblicher Kleidung aufzutreten.


Da alle ihre »Hausaufgabe« erfüllt hatten, begann der Sonntag mit einer Art Kleidertauschparty. Die Mädchen probierten die unterschiedlichsten Outfits und Kombinationen aus, einige auch die »Jungsoutfits«. Eine Gruppe performte ihren Song zur Probe einmal Komplett »cross-gendered«, in einer anderen Gruppe tat dies eins der Mädchen. Obwohl dies den Mädchen sichtlich Spaß machte, entschied sich keine für einen Auftritt in diesem Outfit. Über diesen herrschte große Unsicherheit. Als nach weiteren Stunden des Übens das kleine Publikum aus Eltern, Betreuerinnen und Freundinnen eingetroffen war, und der Auftritt anstand war das bemerkenswerteste, wie viel Unterstützung und Bestätigung aus der Gesamtgruppe für die jeweiligen Kleingruppen kam. Die Mädchen feuerten sich gegenseitig an und beklatschten einander. Diejenigen Eltern, die ihre Töchter gleich mitnehmen wollten mussten sich noch eine Weile gedulden, denn es gab noch eine gemeinsame Feedbackrunde.


 


In dieser reflektierten die Mädchen darüber, was sie in den letzten 3 Tage erlebt hatten. Unter dem Punkt »was nehm ich mit« wurde mehrfach genannt, dass das Nachdenken über die Darstellung bzw. Selbstinszenierung von Frauen eine neue Perspektive darstellt. Diejenigen Mädchen, die beim Proben die »Cross-Gender«-Outfits ausprobiert hatten, erzählten noch einmal, wie sich das Auftreten im Gegensatz zu ihrem tatsächlich gewählten Outfit angefühlt hatte.


Ein verbreitetes Feedback war außerdem, dass die Mädchen das Gefühl hatten, über sich hinaus gewachsen zu sein und etwas geschafft zu haben, was sie sich eigentlich nicht zugetraut hatten, vor allem nicht in der Kürze der Zeit.


 


Der Workshop ist insgesamt und vor allem unter Genderaspekten als sehr positiv zu bewerten. Der Spaß an der Sache, das Ausprobieren von Neuem wurde mit dem Reflektieren von (zum Teil) unbewussten Rollenklischees verbunden. Kurzzeitig wurden diese sogar durch Ausprobieren des Gegenparts aufgebrochen. Es erfolgte ein erster Schritt zu einer Auseinandersetzung mit der Korrelation von Bewegung, Auftreten, Selbstinszenierung, Körpergefühl und Selbstbewusstsein. Die Mädchen bekamen die Möglichkeit, sich in der gleichgeschlechtlichen Gruppe in einem Feld auszuprobieren, das sonst häufig primär von Jungen besetzt ist. Diejenigen Mädchen, die bereits Erfahrungen mitbrachten, stützten die weniger erfahrenen. Das Öffnen von Themen und Räumen sowie die Bestärkung nach Erfolgserlebnissen ist immer positiv für Selbstbild und den Blick auf eigene Möglichkeiten.




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Kulturelle Bildung für Mädchen unter Genderaspekten - 4 girls only 2011

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Bausteine im Bereich kulturelle Bildung und Genderkompetenzerweiterung für Mädchen. Sensibilisierung für das Thema Gender und die Reflexion ihrer eigenen Rolle in der Gesellschaft. U.a. 5-tägiges Seminar mit Genderkompetenz-Workshop und weiteren Workshops aus dem Bereich der kulturellen Bildung, die das Thema Gender und Genderkompetenz aufgreifen. In einem weiteren Baustein sollen Mädchen über den Kreis der Teilnehmerinnen des ersten Projektbausteins hinaus, eine Bühnenshow erarbeiten und mitgestalten


Träger: DJO-Deutsche Jugend in Europa   Region: Göttingen (Kreis)



Rapworkshop - Oktober 17, 2011 14:08:06
Von Nora Ludl

12.-14. August 2011


Um 16:00 Uhr gings am Freitag Nachmittag los. Nachdem wir uns den Teilnehmerinnen vorgestellt erfolgte der Einstieg in das Wochenende durch verschiedene Kennenlernspiele. Im Anschluss daran schrieben alle ihre Erwartungen an das Wochenende sowie ihre Bezüge zu Rap und Gesang bzw. ihre bisherigen Erfahrungen damit auf Moderationskarten. Diese wurden vorgestellt und geclustert. Diejenigen, die schon erste Erfahrungen gesammelt hatten, betonten die Möglichkeit von Rap als Ausdrucksmöglichkeit eigener Erfahrungen. Einigen ging es um das Ausprobieren von Musik, die sie sonst nur als Konsumentinnen kannten, für wieder andere stand der Gesang im Mittelpunkt


Nun wurde darüber geredet, welche Rapperinnen die Mädchen kannten bzw. welche Frauenbilder im Rap (auch in Popmusik) vorherrschten. Janina Lieseberg hatte einige Beispiel für verschiedene Performances von Männern und Frauen mitgebracht über die die Mädchen diskutierten. Darunter befand sich auch ein kurzer Ausschnitt eines Konzertes der Berliner Rapperin »Sookee«, die in vielerlei Hinsicht den gängigen HipHop-Klischees widerspricht. Insgesamt wurde über Kleidung, Anordnung von Personen auf der Bühne und Art der Performances in den Videos bzw. Live-Auftritten gesprochen.


Nun wurden die Mädchen in Kleingruppen eingeteilt in denen sie sich über Beats und Themen absprachen. Die letzte Stunde am Freitag verbrachten die Mädchen damit, erste Textansätze zu entwerfen.


 


Nach dem ersten Warm-up-Spiel gingen die Mädchen am Samstag gleich in die Kleingruppen um an ihren Texten weiterzuarbeiten. Um ungestört auch am Zusammenspiel mit den gewählten Beats arbeiten zu können, verteilten sich die Grüppchen auf die verschiedenen Räume von Kore. Die Teamerinnen unterstützten die Kleingruppen.


Nach der Mittagspause präsentierten die Mädchen ihre bisherigen Ergebnisse vor der Gesamtgruppe. Das dort erhaltene Feedback half einigen Mädchen bei schwierigen oder holprigen Textstellen oder auch bei der Planung ihrer Performance. Eine Gruppe veränderte nach dieser Feedbackrunde ihre komplette Textaufteilung und die geplante Form des Auftrittes. Die Gesamtgruppe hatte bemängelt, dass es keine gleichberechtigte Einteilung des Textes gegeben hatte und sich dies auch bei der Präsentation widerspiegelte.


Am Nachmittag wurden die Texte auswendig gelernt und die Auftritte geübt. Dabei zeigte sich, dass die Gruppen mit verschiedenen Problemen zu kämpfen hatten. Dazu gehörten Textunsicherheiten und Probleme mit dem Takt, die aber nach und nach besser wurden. Als Tagesabschluss gab es eine Feedbackrunde für den Tag. Die Mädchen bekamen für den Sonntag den Auftrag, verschiedene Outfits mitzubringen. Sie wurden aufgefordert, sich zu überlegen, ob sie sich vorstellen könnten, auch in nicht typisch weiblicher Kleidung aufzutreten.


Da alle ihre »Hausaufgabe« erfüllt hatten, begann der Sonntag mit einer Art Kleidertauschparty. Die Mädchen probierten die unterschiedlichsten Outfits und Kombinationen aus, einige auch die »Jungsoutfits«. Eine Gruppe performte ihren Song zur Probe einmal Komplett »cross-gendered«, in einer anderen Gruppe tat dies eins der Mädchen. Obwohl dies den Mädchen sichtlich Spaß machte, entschied sich keine für einen Auftritt in diesem Outfit. Über diesen herrschte große Unsicherheit. Als nach weiteren Stunden des Übens das kleine Publikum aus Eltern, Betreuerinnen und Freundinnen eingetroffen war, und der Auftritt anstand war das bemerkenswerteste, wie viel Unterstützung und Bestätigung aus der Gesamtgruppe für die jeweiligen Kleingruppen kam. Die Mädchen feuerten sich gegenseitig an und beklatschten einander. Diejenigen Eltern, die ihre Töchter gleich mitnehmen wollten mussten sich noch eine Weile gedulden, denn es gab noch eine gemeinsame Feedbackrunde.


 


In dieser reflektierten die Mädchen darüber, was sie in den letzten 3 Tage erlebt hatten. Unter dem Punkt »was nehm ich mit« wurde mehrfach genannt, dass das Nachdenken über die Darstellung bzw. Selbstinszenierung von Frauen eine neue Perspektive darstellt. Diejenigen Mädchen, die beim Proben die »Cross-Gender«-Outfits ausprobiert hatten, erzählten noch einmal, wie sich das Auftreten im Gegensatz zu ihrem tatsächlich gewählten Outfit angefühlt hatte.


Ein verbreitetes Feedback war außerdem, dass die Mädchen das Gefühl hatten, über sich hinaus gewachsen zu sein und etwas geschafft zu haben, was sie sich eigentlich nicht zugetraut hatten, vor allem nicht in der Kürze der Zeit.


 


Der Workshop ist insgesamt und vor allem unter Genderaspekten als sehr positiv zu bewerten. Der Spaß an der Sache, das Ausprobieren von Neuem wurde mit dem Reflektieren von (zum Teil) unbewussten Rollenklischees verbunden. Kurzzeitig wurden diese sogar durch Ausprobieren des Gegenparts aufgebrochen. Es erfolgte ein erster Schritt zu einer Auseinandersetzung mit der Korrelation von Bewegung, Auftreten, Selbstinszenierung, Körpergefühl und Selbstbewusstsein. Die Mädchen bekamen die Möglichkeit, sich in der gleichgeschlechtlichen Gruppe in einem Feld auszuprobieren, das sonst häufig primär von Jungen besetzt ist. Diejenigen Mädchen, die bereits Erfahrungen mitbrachten, stützten die weniger erfahrenen. Das Öffnen von Themen und Räumen sowie die Bestärkung nach Erfolgserlebnissen ist immer positiv für Selbstbild und den Blick auf eigene Möglichkeiten.




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