Gender Mainstreaming in der Zirkuspädagogik

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Projektinhalte
Qualifizierung von ehrenamtlichen Mitarbeiter-innen, Analyse der Gleichstellung der Geschlechter in der Zirkusarbeit des BDP, Entwicklung von Fördermaßnahmen, Umsetzung und Dokumentation


Träger: Bund Deutscher PfadfinderInnen   Region: Rotenburg (Wümme)



Zwischenbericht Gender Mainstreaming in der Zirkuspädagogik - Oktober 28, 2009 14:23:13
Von Bund Deutscher PfadfinderInnen

Seit Juli werden bei uns alle Jugendgruppenleiter und Jugendgruppenleiterinnen, die bei unseren Zirkusprojekten aktiv sind, fortlaufend zum Thema Gender geschult. Wir begannen unser Projekt mit einem Fragebogen, den die Beteiligten im Vorfeld der Schulungen ausfüllen konnten. Der Fragebogen enthält sowohl Fragen zu Erfahrungen und Meinungen im Bezug auf Benachteiligungen, Bedürfnisse und Interessen der Geschlechter in der Gesellschaft allgemein, als auch speziell beim Zirkus.


 


Seit vielen Jahren wissen wir, das sich doppelt so viele Mädchen wie Jungen für die Zirkusprojekte anmelden. Diese Tatsache haben wir auch bei anderen Zirkusgruppen beobachten und in Gesprächen mit anderen Zirkuspädagogen bestätigen können.


 


Bei der Auswertung der Fragebögen ergab sich die These, dass dies daran liegen könnte, dass Mädchen gelenkiger sind. Dies warf wiederum die Frage auf, ob für Zirkuskünste bestimmte Talente oder Begabungen eine Voraussetzung darstellen, und ob ggf. diese Talentiertheiten geschlechtsspezifisch sind?


 


Eine grundsätzliche Besonderheit der Zirkuskünste ist die Möglichkeit den Schwierigkeitsgrad der Kunststücke individuell so zu wählen, dass alle TeilnehmerInnen Erfolgserlebnisse haben können, unabhängig von Alter und Fähigkeiten.


 


Beim Seiltanzen bieten wir den Kindern und Jugendlichen zuerst verschiedene Aufgaben an, bei denen der Leiter oder die Leiterin dem Seiltänzer oder der Seiltänzerin die Hand zum Festhalten gibt. Dies können oft schon Kinder ab 2 Jahren und Menschen mit Behinderung mit Erfolg bewältigen. Wir verwenden ein Seil, auf dem in 1,20 m Höhe gelaufen wird. ( Es gibt auch höhere Seile, bei denen diese Art der Hilfestellung nicht mehr möglich ist. Sie werden deshalb für Fortgeschrittene verwendet. Desweiteren existieren auch sehr niedrige Seile, etwa kniehoch, bei welchen die Herausforderung kleiner ist, und die sich nicht so gut für die Vorstellungen eignen . ) Bei einer Höhe von 1,20 m kostet das Hochsteigen und an der Hand laufen manchen Übenden bereits Überwindung. Einige Kinder und Jugendliche haben durch die Überwindung dieser Angst bereits die ersten Erfahrungen des über sich Hinauswachsens.


Die allererste Aufgabe ist fast immer, zwei Schritte an der Hand zu gehen und dann runter zu springen. Dies ermöglicht zum Einen die Erfahrung des Abspringens, was für das weitere Üben wichtig ist und für einige wieder Überwindung kostet, und nimmt zum Anderen das Gefühl, es ginge nur um das komplette überqueren des Seils. Außerdem ist die ganze Gruppe zügig an der Reihe und muss erst mal nicht lange Anstehen.


Die zweite Aufgabe ist dann, nach zwei Schritten auf einem Bein Stehen zu bleiben und die Hand der Hilfestellung kurz los zu lassen. Dabei muss dann selbst das Gleichgewicht gehalten werden und die Geschickteren haben sofort ihre Herausforderung. Dabei hat jede und jeder die Möglichkeit, das Loslassen nach den eigenen Fähigkeiten zu variieren. Die ängstlichen oder weniger geschickten Übenden lassen nur locker und lösen sich gar nicht ganz von der Hilfestellung, während die besonders Talentierten längere Zeit alleine das Gleichgewicht halten. Dasselbe soll dann auf dem anderen Bein probiert werden, bevor an der Hand ganz über das Seil gegangen wird. Hierbei kann der letzte Schritt wieder alleine gemacht werden. Diese Übung ist eigentlich die Wichtigste zum Seiltanzen lernen und kann später öfter wiederholt werden.


Es folgen dann Aufgaben wie an der Hand Rückwärtslaufen, mit Augen zu laufen, ein Tuch aufheben, durch einen Reifen steigen.


Am Ende der ersten Probe versuchen dann alle, die es sich zutrauen, ein, zwei oder drei Schritte frei zu laufen.


 


Erste Analysen hierbei zu geschlechtsspezifischen Talentunterschieden:


Beim Seiltanzen konnten wir keine geschlechtsspezifischen Talente beobachten.


Eine genauere Analysebeschreibung des Trapezturnens und der weiterer Zirkustechniken soll noch folgen. Die ersten Analysen zeigen: geschlechtsspezifische Unterschiede beim Trapezturnen sind bereits bei ganz kleinen Kindern beobachtbar. Schon das Hochkommen fällt vielen Jungen schwerer als den meisten Mädchen.


 


Das Thema geschlechtsspezifische Talente und ihre Auswirkungen auf die verschiedenen Zirkuskünste wird uns weiter beschäftigen.


 


Innerhalb der Zirkusprojekte können sich die Mädchen und Jungen nach einer Ausprobierphase für bestimmte Zirkustechniken entscheiden. Wir haben begonnen, die Auswahl aus den vergangenen Jahren auszuwerten, um die Interessen der Geschlechter in Zukunft besser berücksichtigen zu können, und um ggf. durch ein verändertes Angebot eine Zirkustechnik auch für das bisher weniger interessierte Geschlecht attraktiv zu machen. Die ersten Ergebnisse dieser Auswertung werden im Nächsten Bericht bekannt gegeben.


 


 


 

Schlingel






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Träger: Bund Deutscher PfadfinderInnen   Region: Rotenburg (Wümme)



Zwischenbericht Gender Mainstreaming in der Zirkuspädagogik - Oktober 28, 2009 14:23:13
Von Bund Deutscher PfadfinderInnen

Seit Juli werden bei uns alle Jugendgruppenleiter und Jugendgruppenleiterinnen, die bei unseren Zirkusprojekten aktiv sind, fortlaufend zum Thema Gender geschult. Wir begannen unser Projekt mit einem Fragebogen, den die Beteiligten im Vorfeld der Schulungen ausfüllen konnten. Der Fragebogen enthält sowohl Fragen zu Erfahrungen und Meinungen im Bezug auf Benachteiligungen, Bedürfnisse und Interessen der Geschlechter in der Gesellschaft allgemein, als auch speziell beim Zirkus.


 


Seit vielen Jahren wissen wir, das sich doppelt so viele Mädchen wie Jungen für die Zirkusprojekte anmelden. Diese Tatsache haben wir auch bei anderen Zirkusgruppen beobachten und in Gesprächen mit anderen Zirkuspädagogen bestätigen können.


 


Bei der Auswertung der Fragebögen ergab sich die These, dass dies daran liegen könnte, dass Mädchen gelenkiger sind. Dies warf wiederum die Frage auf, ob für Zirkuskünste bestimmte Talente oder Begabungen eine Voraussetzung darstellen, und ob ggf. diese Talentiertheiten geschlechtsspezifisch sind?


 


Eine grundsätzliche Besonderheit der Zirkuskünste ist die Möglichkeit den Schwierigkeitsgrad der Kunststücke individuell so zu wählen, dass alle TeilnehmerInnen Erfolgserlebnisse haben können, unabhängig von Alter und Fähigkeiten.


 


Beim Seiltanzen bieten wir den Kindern und Jugendlichen zuerst verschiedene Aufgaben an, bei denen der Leiter oder die Leiterin dem Seiltänzer oder der Seiltänzerin die Hand zum Festhalten gibt. Dies können oft schon Kinder ab 2 Jahren und Menschen mit Behinderung mit Erfolg bewältigen. Wir verwenden ein Seil, auf dem in 1,20 m Höhe gelaufen wird. ( Es gibt auch höhere Seile, bei denen diese Art der Hilfestellung nicht mehr möglich ist. Sie werden deshalb für Fortgeschrittene verwendet. Desweiteren existieren auch sehr niedrige Seile, etwa kniehoch, bei welchen die Herausforderung kleiner ist, und die sich nicht so gut für die Vorstellungen eignen . ) Bei einer Höhe von 1,20 m kostet das Hochsteigen und an der Hand laufen manchen Übenden bereits Überwindung. Einige Kinder und Jugendliche haben durch die Überwindung dieser Angst bereits die ersten Erfahrungen des über sich Hinauswachsens.


Die allererste Aufgabe ist fast immer, zwei Schritte an der Hand zu gehen und dann runter zu springen. Dies ermöglicht zum Einen die Erfahrung des Abspringens, was für das weitere Üben wichtig ist und für einige wieder Überwindung kostet, und nimmt zum Anderen das Gefühl, es ginge nur um das komplette überqueren des Seils. Außerdem ist die ganze Gruppe zügig an der Reihe und muss erst mal nicht lange Anstehen.


Die zweite Aufgabe ist dann, nach zwei Schritten auf einem Bein Stehen zu bleiben und die Hand der Hilfestellung kurz los zu lassen. Dabei muss dann selbst das Gleichgewicht gehalten werden und die Geschickteren haben sofort ihre Herausforderung. Dabei hat jede und jeder die Möglichkeit, das Loslassen nach den eigenen Fähigkeiten zu variieren. Die ängstlichen oder weniger geschickten Übenden lassen nur locker und lösen sich gar nicht ganz von der Hilfestellung, während die besonders Talentierten längere Zeit alleine das Gleichgewicht halten. Dasselbe soll dann auf dem anderen Bein probiert werden, bevor an der Hand ganz über das Seil gegangen wird. Hierbei kann der letzte Schritt wieder alleine gemacht werden. Diese Übung ist eigentlich die Wichtigste zum Seiltanzen lernen und kann später öfter wiederholt werden.


Es folgen dann Aufgaben wie an der Hand Rückwärtslaufen, mit Augen zu laufen, ein Tuch aufheben, durch einen Reifen steigen.


Am Ende der ersten Probe versuchen dann alle, die es sich zutrauen, ein, zwei oder drei Schritte frei zu laufen.


 


Erste Analysen hierbei zu geschlechtsspezifischen Talentunterschieden:


Beim Seiltanzen konnten wir keine geschlechtsspezifischen Talente beobachten.


Eine genauere Analysebeschreibung des Trapezturnens und der weiterer Zirkustechniken soll noch folgen. Die ersten Analysen zeigen: geschlechtsspezifische Unterschiede beim Trapezturnen sind bereits bei ganz kleinen Kindern beobachtbar. Schon das Hochkommen fällt vielen Jungen schwerer als den meisten Mädchen.


 


Das Thema geschlechtsspezifische Talente und ihre Auswirkungen auf die verschiedenen Zirkuskünste wird uns weiter beschäftigen.


 


Innerhalb der Zirkusprojekte können sich die Mädchen und Jungen nach einer Ausprobierphase für bestimmte Zirkustechniken entscheiden. Wir haben begonnen, die Auswahl aus den vergangenen Jahren auszuwerten, um die Interessen der Geschlechter in Zukunft besser berücksichtigen zu können, und um ggf. durch ein verändertes Angebot eine Zirkustechnik auch für das bisher weniger interessierte Geschlecht attraktiv zu machen. Die ersten Ergebnisse dieser Auswertung werden im Nächsten Bericht bekannt gegeben.


 


 


 

Schlingel