Gender Mainstreaming in der Zirkuspädagogik

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Projektinhalte
Qualifizierung von ehrenamtlichen Mitarbeiter-innen, Analyse der Gleichstellung der Geschlechter in der Zirkusarbeit des BDP, Entwicklung von Fördermaßnahmen, Umsetzung und Dokumentation


Träger: Bund Deutscher PfadfinderInnen   Region: Rotenburg (Wümme)



BDP nextgender-Abschlussbericht - Oktober 28, 2011 19:23:47
Von Bund Deutscher PfadfinderInnen

1.1. Das Projekt und seine Entstehung


 


1.1.1. Vorbedingungen


 


Der Zirkus –Wanjanini des BDP führt seit vielen Jahren unterschiedliche Zirkusprojekte für Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 17 Jahren durch, an denen pro Jahr um die 270 Kinder und Jugendliche teilnehmen. Es gibt verschiedene Ferienprojekte, die zwischen 5 und 13 Tagen dauern, regelmäßige Gruppen, die sich ein Jahr lang einmal in der Woche einen Nachmittag treffen, Klassenfahrten und Schulprojekte. Fast immer nehmen auch Kinder oder Jugendliche und junge Erwachsene mit Behinderungen an den Zirkusprojekten teil. Diese Projekte werden jährlich von ca. 70 Jugendlichen ab 16 Jahren und Erwachsenen, größtenteils ehrenamtlich, geleitet. Viele der TeilnehmerInnen und TeamerInnen bleiben dabei über mehrere Jahre hindurch dabei, viele kommen bei jedem Projekt neu dazu.


 


1.1.2. Projektidee


 


Mit dem Projekt »Gender Mainstreaming in der Zirkuspädagogik« hat der BDP verstärkt die Gleichberechtigung der Geschlechter unter besonderer Berücksichtigung der Bedürfnisse und Interessen von Mädchen und Jungen in der Zirkusarbeit analysiert, Förderungsmöglichkeiten neu entwickelt, umgesetzt und dokumentiert.


 


Dafür wurden jeweils vor den einzelnen Zirkusfreizeiten interne Fortbildungen zum Thema Gender für die jeweiligen Teams der Freizeiten durchgeführt und die Freizeiten unter Genderaspekten mit dem jeweiligen Team vorbereitet.


 


Die erarbeiteten Inhalte sollten dann im Anschluss direkt umgesetzt werden können und die fortlaufenden Fortbildungen sollten aufeinander aufbauen können.


 


1.1.3. Entstehung


 


Die grundsätzliche Idee für unser Projekt »Gender Mainstreaming in der Zirkuspädagogik« entstand beim ersten gemeinsamen Treffen in Hannover, vorher hatten unsere Hauptamtlichen von der Möglichkeit eines Genderprojektes gehört und uns darauf aufmerksam gemacht. Zunächst gab es die Idee für ein kleines einmaliges Projekt für den Zirkus, z.B. eine Zirkusfreizeit mit einer Aufführung zum Thema starke Mädchen- schöne Jungen. Bei der Vorstellung der Möglichkeiten durch den LJR entstanden dann aber schnell durch eine Hauptverantwortliche des Zirkus Wanjanini die Ideen für unser Gesamtprojekt. Wir freuten uns sehr, dass diese berücksichtigt werden konnten.


 


1.2. Projektgruppen


 


Die Projektgruppen bestanden überwiegend aus ehrenamtlichen Jugendlichen und auch aus einigen Erwachsenen, die das jeweilige Team der Zirkusfreizeiten bildeten. Die Fortbildungen waren für ein Team von jeweils 7 Menschen ausgelegt. Dabei waren jedes Mal einige aus den vorangegangenen Projekten und einige, die neu hinzukamen, beteiligt. Die Fortbildungen wurden immer von den beiden Hauptverantwortlichen des Zirkus Wanjanini geleitet, zeitweise wurden für einzelne Themen auch ReferentInnen eingeladen. Dabei war die Projektgruppe immer auch gleichzeitig eine der Zielgruppen.


 


2. Projektverlauf


 


2.1. Einstieg und Projektverlauf 2009 ( 1.Jahr)


 


Seit Juli 2009 werden alle Jugendgruppenleiterinnen und Jugendgruppenleiter des Kinder- und Jugendzirkus Wanjanini fortlaufend zum Thema Gender geschult. Ziel ist die Gleichberechtigung der Geschlechter in der Zirkusarbeit. Zur Erreichung dieses Ziels haben wir im ersten Jahr begonnen, die Bedürfnisse und Interessen von Mädchen und Jungen zu analysieren, um darauf aufbauend die Zirkusarbeit verändern zu können und ggf. Förderungsmöglichkeiten zu entwickeln und umzusetzen. Wir begannen unser Projekt mit einem Fragebogen zu den Vorlieben von Mädchen und Jungen hinsichtlich zirzensischer Elemente. In den Praxisprojekten haben wir statistisch erfasst, welche Zirkustechnik in welcher Frequenz jeweils von Mädchen oder Jungen ausgeübt wurde. Diese Verteilung war ein weiteres Indiz für die bestehenden Vorlieben von Mädchen und Jungen. Interessant war, ob die Modifizierung der Zirkustechniken nach Gender-Gesichtspunkten später zu anderen Ergebnissen führen würde.


 


Wir begannen unser Projekt mit einem Fragebogen zur Analyse, gerichtet an die Teamer/innen des Zirkusprojekts. Inhalt des Fragebogens waren die Einschätzungen der Teamer/innen bezüglich der Einbindung von Mädchen und Jungen in die Zirkusprojekte, aber auch der Abfrage der Stärken und Schwächen der Teilnehmer/innen. Die Auswertung führte u.a. zu der Hypothese, dass sich deutlich mehr Mädchen als Jungen für Zirkusprojekte interessieren, da Mädchen in diesen Bereichen talentierter sind.


 


Im weiteren Verlauf haben wir begonnen, die in Zirkustechniken enthaltenen Anforderungen an die Psyche und Physis der Ausübenden zu evaluieren. Konkret haben wir hier zunächst begonnen, genaue Beobachtungen für die Zirkustechnik Seillaufen zu sammeln und auszuwerten. Dieser Prozess wurde im zweiten Jahr mit weiteren Zirkustechniken fortgeführt.


Gleichzeitig haben wir begonnen auszuwerten, bei welchen Zirkustechniken jeweils die Schwerpunkte von Mädchen und Jungen lagen, um anhand der ersten Ergebnisse die Interessen und Bedürfnisse von Mädchen und Jungen bei den folgenden Angeboten und Projekten besser zu berücksichtigen. Wir haben also wie geplant versucht, die theoretischen Ansätze gleich im Anschluss praktisch umzusetzen und zu nutzen.


 


Die Freizeiten beginnen in der Regel mit einer Ausprobierphase, bei der alle Teilnehmenden verschiedene Zirkustechniken ausprobieren und kennenlernen können. Anschließend wählt jeder und jede einige Zirkustechniken, die dann jeden Tag geübt und am Schluss in einer Vorstellung präsentiert werden. Dabei ist es den Teilnehmenden freigestellt, ob sie zwei oder sechs verschiedene Zirkustechniken auswählen. Wir raten zu drei bis vier, und versuchen dann den täglichen Probenplan so zu gestalten, dass allen ihre Wahl ermöglicht wird. Nun haben wir zunächst die Auswahl der Jungen und der Mädchen seit Beginn des Genderprojektes ausgewertet. Im weiteren Verlauf wurden die Zahlen noch durch die vergangenen Jahre ergänzt bzw. erweitert und eine Differenzierung nach Alter erstellt, da wir vermuteten, dass bei der Auswahl neben den individuellen Interessen und der Geschlechtszugehörigkeit auch das Alter des Kindes oder des Jugendlichen eine Rolle spielt.


 


2.2. Projektverlauf 2010:


 


In diesem Jahr fanden 7 interne Fortbildungswochenenden jeweils für die Jugendgruppenleiter und Jugendgruppenleiterinnen der darauf folgenden Zirkusprojekte statt. Dabei orientierten wir uns an folgender Grundstruktur:


 


Einführung in die Thematik


Grundlageninformationen


Überblick über den gesamten bisherigen Projektverlauf


Schwerpunktthemen


Themenfindung


Themenarbeit


Auswertung


 


In den folgenden Zirkusfreizeiten hatten wir dann immer die Möglichkeit, die erarbeiteten Inhalte umzusetzen.


 


Die Schwerpunktthemen waren:


 


• Möglichkeiten und Ideen zum Einsatz des Dinocars in der Vorstellung


• Erarbeiten einer Inlinerskaternummer


• Genderwatch


• Einradfahren für Jungs interessanter machen


• Kostüme und


• Clowns, Jungs in Kleidern


• Arbeitsverteilung von Jungs und Mädchen beim Zeltaufbau und


• Erarbeitung von Möglichkeiten zur Kompetenzerweiterung für Mädchen


• Aufarbeitung des in den vorangegangenen Projekten aufgetauchten Themas: sexuelle Übergriffe (durch die Vorfälle auf Ammeland)


• Altersabhängige Entwicklungsphasen der Beziehungen zwischen Jungen und Mädchen


• Entwicklung von Vorgehensweisen für reine Mädchenzirkusgruppen


• Vorbereitungen für die Next Konferenz


• Möglichkeiten der Prävention von sexuellen Übergriffen durch die Zirkuspädagogik


• Schwerpunkt Akrobatik


• Die geplante öffentliche Fortbildung zum Thema Gender in der Zirkuspädagogik musste wegen Krankheit leider ausfallen.


• Wir beteiligten uns durch eine Stellwand, Mitmachaktionen und Bühneneinlagen aktiv und vielfältig an dem Fachtag »NextKonferenz«


 


2.3. Projektverlauf 2011


 


2.3.1. interne Fortbildungen


 


In diesem Jahr fanden 4 interne Fortbildungswochenenden jeweils für die Jugendgruppenleiter und Jugendgruppenleiterinnen der darauf folgenden Zirkusprojekte statt. Dabei haben wir die Grundstruktur vom Vorjahr beibehalten, da sie sich bewährt hatte.


 


Die Schwerpunktthemen waren in diesem Jahr:


 


• Geschlechtsbewusste Zirkusarbeit mit Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen


• Rahmenhandlungen mit Genderaspekten


• Genderfest (mit Rahmenhandlung)


• Zirkustechniken speziell für Jugendliche (Vertikaltuch, Feuer)


 


2.3.2. öffentliche Fortbildung


 


Es hat eine öffentliche Fortbildung zum Thema Zirkustechniken für Erwachsene mit Genderaspekten, an der überwiegend pädagogische Fachkräfte und einige Eltern teilnahmen, sehr erfolgreich stattgefunden. Auch die erarbeiteten Inhalte für die geschlechtsbewusste Zirkusarbeit mit Kindern und Jugendlichen mit Behinderung konnten einfließen und erweitert werden.


 


2.3.3. Kampfesspiele


 


Im Rahmen unseres Projektes fand auch die Teilnahme an der phantastischen Fortbildung »Einführung in die Kampfesspiele®« von und mit Josef Riederle in Wedel bei Hamburg durch die Projektleiterin statt. Hier ging es um folgende Inhalte:


• Positiver Umgang mit männlicher Kraft und Aggression:


Die Jungen lernen zu kämpfen, ohne Verletzungen, mit Fairness, mit ganzer Kraft und ohne Verlierer.


• Stärkung des Selbstvertrauens und der Handlungsfähigkeit:


Die Jungen lernen im Kampf, nicht gelähmt vor Angst handlungsunfähig zu sein, sondern sich wach und angemessen der Herausforderung zu stellen.


• Auseinandersetzung mit eigenen Gefühlen:


Mit den Kampfesspiele® können Themen wie "Selbstachtung", "drohende Beschämung", "Gesichtsverlust" und "Ehre", die für Jungen eine zentrale Rolle spielen, bearbeitet werden.


• Erfahrung von bisher wenig beachteten Werten:


Die Jungen können beim Kampf erkennen, dass Mitgefühl und Verbundenheit wichtige Eigenschaften eines guten Kämpfers und eines angesehenen Mannes sind.


Inhalte und Methoden aus dieser Fortbildung konnten in die Zirkusarbeit einbezogen werden.


2.3.4. Fachtag


Desweiteren gab es eine Teilnahme an dem Fachtag »Zwischen Neugier und Grenzverletzung – Sexuell übergriffiges Verhalten unter Kindern – Ursachen und Folgen« von Violetta in Hannover.


• Die Fachveranstaltung möchte professionelle Fachkräfte sensibilisieren und unterstützen, sexuell übergriffiges Verhalten frühzeitig wahrzunehmen und diesem wirksam Einhalt zu gebieten.


• Die Vorträge und Arbeitsgruppen beleuchten Ursachen, Risikofaktoren und Folgen einerseits für die betroffenen andererseits für die sexuell grenzverletzenden Kinder. Unter Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Unterschiede wird das Augenmerk auf eine fachlich angemessene Intervention gerichtet. Diese rückt die Arbeit mit den betroffenen und den übergriffigen Kindern und deren Eltern in den Mittelpunkt.


• Es werden desweiteren ambulante und stationäre therapeutische Angebote, sowohl für betroffene als auch für sexuell grenzverletzende Mädchen und Jungen vorgestellt.


• Die unterschiedlichen Schwerpunkte, die in den Referaten und Arbeitsgruppen behandelt werden, geben Anregungen für die praktische Arbeit, bieten Zeit und Raum zum fachlichen Austausch und geben einen guten Einblick in die Arbeitsbereiche anderer Professionen.


2.4.Umsetzung


 


Die entwickelten Ideen zum Einsatz des Dinocars in der Vorstellung ließen sich bisher überhaupt noch nicht umsetzen, sind aber weiterhin lebendig und sollen bei weiteren Projekten angeboten werden.


 


Der Einsatz von Skateboards und Inlinern bei den Proben, im freien Training und in der Vorstellung stieß bei Mädchen und Jungen besonders bei einer Schulklasse, die eine Zirkusklassenfahrt bei uns machte, auf große Begeisterung. Die Schwierigkeiten, mit Skateboards und Inlinern in der mit Matten ausgelegten Manege zu fahren, wurden von der Gruppe durch phantasievolle Erweiterungen unserer Rampe mit eindrucksvollen Konstruktionen aus Biertischen und Bänken gelöst und erfolgreich in die Vorstellung eingebaut. Mit viel Spaß wurden die Ideen dieser Konstruktion von anderen Gruppen aufgegriffen, abgewandelt und mit zusätzlichen Geräten wie Einrädern und Fahrrädern ausprobiert, was wir bei der NeXt Konferenz auf der Bühne zeigten.


 


Im Mai hatten wir zwei sehr nette und engagierte Fachfrauen der DGB-Jugend bei einem Zirkusprojekt zu Gast, die einen Genderwatch durchführten. Hierzu sollte es einen ausführlichen Extrabericht geben. Da wir diesen leider trotz mehrmaligen Nachfragens noch immer nicht erhalten haben, soll nun hier aus der mündlichen Nachbesprechung kurz berichtet werden.


Unser Projekt, die Angebote, die Zirkuspädagogik und unsere Umsetzung wurden von den Mitarbeiterinnen der DGB-Jugend sehr gelobt und begeistert beobachtet. Auch die Genderaspekte, die in den einzelnen Proben enthalten sind, stießen auf große Zufriedenheit bei den Beobachterinnen. Es gab nur kleinere Vorschläge zur weiteren Verbesserung und Vertiefung der Genderanteile in unserer Zirkusarbeit. Dies war z.B. bei der Fakirprobe, bei welcher die Mädchen Tops angeboten bekommen, um sich in der Ausprobierphase mit dem Bauch oder Rücken auf Scherben und Nagelbrett legen zu können. Hier gab es den Vorschlag, auch den Jungen ein Top anzubieten, was wir beim nächsten Projekt auch erfolgreich ausprobierten. Das Top wurde dann prompt von einem Jungen begeistert angenommen und sogar in der Vorstellung mit einer lustigen Frisur aus vielen kleinen Zöpfchen bei der Aufführung getragen, die er mit einem Mädchen machte.


 


Um das Einradfahren für Jungs interessanter zu gestalten, versuchten wir es in die Ausprobierphasen am Anfang jedes Zirkusprojektes wieder aufzunehmen. (Wir hatten uns vorher entschlossen, das Einradfahren besonders bei den kurzen Zirkusprojekten in der Ausprobierphase nicht mehr anzubieten, weil es für absolute EinradanfängerInnen in der kurzen Zeit nicht möglich ist das Einradfahren zu lernen und in der Vorstellung damit aufzutreten). Das Anbieten einer Ausprobierphase für Einrad führte dazu, dass das Einrad insgesamt etwas mehr ausgewählt wurde und die Teilnehmenden Kompetenzansätze erwarben, die sonst nicht wahrgenommen worden wären. Darum hat sich dieses Angebot auf jeden Fall als sinnvoll erwiesen und wir werden es beibehalten, obwohl es noch nicht direkt erkennbar dazu geführt hat, dass mehr Jungen Einrad auswählen.


 


Ganz intensiv wurde in allen Projekten in diesem Jahr die Möglichkeit geboten, dass auch die Jungen in den Kostümproben, besonders für die Clownnummern, Kleider anprobieren und teilweise auch darin auftreten.


 


Besonders bei unserer jährlichen Tournee, dem Sommertreck, muss das Zirkuszelt häufig auf und abgebaut werden. Dabei müssen u.a. 1,20 m lange Erdnägel etwa 1m tief in die Erde geschlagen werden. Der Auf und Abbau erfolgt mit der ganzen Gruppe, alle sollen nach ihren Möglichkeiten mithelfen. Dabei ist die Gruppe einer gewissen Belastung ausgesetzt, die von Allen großen Einsatz erfordert. Meistens gibt es in einer Gruppe welche, die zur Stelle sind und gerne mit anpacken und andere, die sich drücken. Um die Arbeiten gerecht zu verteilen machen wir oft Arbeitsgruppen, die dann für bestimmte Teilaufgaben meist mit Hilfe einer Betreuerin oder eines Betreuers zuständig sind. Dadurch versuchen wir, die Aufgaben überschaubarer zu machen. Im Zuge dessen hat sich über die Jahre die Richtlinie entwickelt, dass alle, die noch keine 10 Jahre alt sind, nicht unbedingt einen Erdnagel einschlagen müssen, weil sie dazu körperlich noch kaum in der Lage sind. Alle 10 jährigen sollen jedesmal einen Erdnagel einschlagen, alle 11 jährigen 2 und alle ab 12 Jahren 3. (Auch die Köchin hat sich da in einigen Jahren mit viel Spaß für alle mit eingebracht). Es wird aber nur als Richtwert gehandhabt. Es gibt keine Kontrollen, alle dürfen auch mehr einschlagen, es gibt auch die Möglichkeit, einen Erdnagel nur halb einzuschlagen und dann abzuwechseln, und es können auch die jüngeren einige Schläge probieren. Zu Beginn des Gesamtprojektes Gender mainstreaming in der Zirkuspädagogik im letzten Jahr hatten wir beobachtet, dass häufig Jungen gerne Erdnägel einschlagen und die Mädchen sich eher zurückhalten. Wir fragten uns nun bei den Vorbereitungen für die diesjährige Tournee, woran das liegen könnte und beschlossen, vermehrt darauf zu achten, den Mädchen dabei Unterstützung zu geben. Wir wollten versuchen, ihnen Fachkompetenzen zu vermitteln und Tipps zu Einschlagtechniken zu geben. Leider hatten wir dann in diesem Jahr eine Gruppenzusammensetzung von eher jüngeren Mädchen (10-13 Jahre) und eher älteren Jungen (12-15 Jahre), wobei diese Mädchen teilweise für ihr Alter eher zierlich gebaut waren, so dass wir unser Konzept in diesem Jahr nur ganz ansatzweise umsetzen konnten, es aber für die Zukunft weiter verfolgen wollen.


 


Ab Ende der Sommerferien 2010 beschäftigte uns dann aus gegebenem Anlass besonders das Thema Übergriffe (wegen der Vorfälle auf Ammeland). Neben Grundsatzgesprächen, wiederholtem und verstärktem ins Bewusstsein rücken der Jugendschutzgesetze beim Team und bei den Teilis und erhöhter Aufmerksamkeit für Vorgänge in der jeweiligen Gruppe, besonders in den Pausen, versuchten wir sehr erfolgreich die präventiven Möglichkeiten der Zirkustechniken zu nutzen. So bietet z.B. die Akrobatik viele Möglichkeiten des Erlebens von Körperkontakt, angenehmen und unangenehmen Berührungen, Erweiterung der Selbst- und Fremdwahrnehmung, Wahrnehmung der eigenen Grenzen und der der anderen. Für diese vielfältigen Möglichkeiten konnten wir auch das Aufwärmtraining einsetzen. Wir arbeiteten mit diesen vertieften Möglichkeiten dann im Herbst mit einer Gruppe, in der sehr viele Teilnehmende mit sozialen Problemen z.B. aus Pflegefamilien und Einrichtungen waren. Das Konzept und das gesamte Setting im Zirkusprojekt (vielfältige Angebote ohne Leistungsdruck, aber mit Anforderungen, die Erfolgserlebnisse entstehen lassen) führte im Laufe der Woche dazu, dass die zunächst eher angespannten Teilnehmenden ganz entspannt eine schöne Freizeit genießen konnten. Trotz des eher hohen Aggressionspotenzials dieser Gruppe wurden Auseinandersetzungen deutlich seltener, und wenn sie auftraten, konnten sie von den Teilnehmenden sehr sozialverträglich gelöst werden.


 


Immer wieder beobachten wir, das Kinder in einem bestimmten Alter, und zwar etwa in der 3./4. Klasse, das andere Geschlecht massiv ablehnen (Jungs sind doof). Wir fragen uns, welche Entwicklung sich in dieser Phase abspielt und wie damit umgegangen werden kann. Es können verschiedene Ausprägungen der Ablehnung festgestellt werden. Es kann sein, das es für einige schon eine Zumutung ist, wenn sie aufgefordert werden, neben einem Kind anderen Geschlechts auch nur im Kreis zu stehen, oder wenn im Ablaufplan zwischen den Namen der Mitwirkenden einer Nummer ein Pluszeichen steht. Wir versuchen, auf solche Situationen einzugehen, indem wir z. B. bei unserer großen Anfangs- Pyramide einzelnen anbieten, die Plätze zu tauschen und die Namen im Ablaufplan durch ein Komma trennen. Trotzdem bleiben bei diesem Thema noch Fragen offen, die weiterhin bearbeitet werden sollen.


 


Gelegentlich ergibt es sich, dass beim Zirkus Wanjanini reine Mädchengruppen entstehen. Z.B. hatten sich bei einer regelmäßigen Gruppe in diesem Jahr nur Mädchen angemeldet, oder es haben bei einer Freizeit nur Mädchen eine bestimmte Zirkustechnik ausgewählt, so dass die Proben für diese Technik in einer reinen Mädchengruppe stattfanden (z. B. Einrad). Manchmal wurde in diesen Gruppen dann konzentriert und selbständig an den Nummern gearbeitet, manchmal gab es aber auch besondere Konflikte (bösartig als Zickenkrieg bezeichnet), die sehr schwer zu lösen waren.


 


Wir beteiligten uns in beiden Jahren am Mädchen Aktionstag in ROW mit jeweils 4 Workshops. Dabei konnten wir uns für die angebotenen Workshops an der Analyse der Auswahl zu Anfang unseres Projektes orientieren und so die Erkenntnisse weiter nutzen und geschlechtsbewusste Förderungsmöglichkeiten umsetzen.


 


2011 wurden zwei Zirkusprojekte (ein Schulprojekt und eine Klassenfahrt) speziell für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen sehr erfolgreich durchgeführt, und wir konnten die erarbeiteten geschlechtsbewussten Inhalte dabei erfolgreich einsetzen.


 


Wir beteiligten uns auch aktiv am Tag der Jugend in ROW.


Außerdem erarbeiteten wir in mehreren Zirkusprojekten verschiedene Rahmenhandlungen, bei denen wir versuchten, Rollenvorstellungen z.B durch weibliche Drachen oder eine Retterin aufzubrechen.


Auch bei unserem Genderfest, das einen Höhepunkt unseres gesamten Genderprojektes bildete, gelang es uns, eine solche Rahmenhandlung zu entwickeln.


 


Zusätzlich konnten wir dank der Fördermittel des Genderprojektes Verbesserungen für unsere älteren Teilnehmenden durch die Einführung einer bei uns neuen Zirkusdisziplin, dem Vertikaltuch, und im Bereich Feuer erreichen.


 


3. erreichte Zielgruppen.


 


3.1. Fortbildungen


 


Durch die Zahlreichen internen Fortbildungen konnten wir 28 Menschen im Alter von 13-27 Jahren erreichen. Diese nahmen jeweils an 1-12 Fortbildungswochenenden teil und leiteten im Anschluss alleine im Bewilligungszeitraum insgesamt 34 Zirkusprojekte mit uns.


An unserer öffentlichen Fortbildung nahmen 11 erwachsene MultiplikatorInnen teil.


 


3.2. Teilnehmende


 


Durch die Zirkusprojekte konnten wir bisher mindestens 600 Kinder und Jugendliche im Alter von 8-22 Jahren aktiv erreichen und etwa ebenso viele im Alter ab 2 Jahren durch die Vorstellungen als Zuschauer anregen.


 


4. erreichte und nicht erreichte Ziele


 


Durch die intensive und langfristige Auseinandersetzung der Aktiven des Zirkus Wanjanini mit dem Thema gender mainstreaming wird sicherlich auch in Zukunft geschlechterbewusste Zirkusarbeit bei uns fest verankert bleiben.


 


5. eingesetzte Methoden


 


Unsere Methoden sind:


Seillaufen, Kugellaufen, Einrad-und Hochradfahren, Akrobatik, Trapezturnen, Fakir, Clowns, Zaubern, Jonglieren mit Bällen, Ringen, Tüchern und Keulen, Tellerdrehen, Diabolo spielen, Poi schwingen, Vertikaltuch, Feuertechniken und Rahmenhandlung.


Diese sind jeweils untergliedert in Ausprobierphase/Einführungsübungen, Aufbauübungen, individuelle Aufgabenstellungen, freies Training, Gruppenübungen und Arbeit an der Präsentation.


 


6. Kooperationen


 


Für den Genderwatch fand eine sehr nette Kooperation mit dem DGB statt.


Referenten gewannen wir vom Zirkus Tabasco in Lüneburg und von der Jungengruppe in Ottersberg. Diese Kooperationen kamen durch bestehende persönliche Kontakte zustande.


Für die Teilnahme an Fortbildungen nutzten wir begeistert Violetta und Kraftprotz.


Beim MAT und TdJ in ROW arbeiteten wir gerne und erfolgreich mit den verschiedensten regionalen Jugendorganisationen zusammen. Diese Kooperationen fanden aufgrund der örtlichen Gegebenheiten statt.


 


7.Schlussfolgerungen und Perspektiven.


 


Wir sind sehr froh, eines der next gender-Projekte gewesen zu sein und werden in Zukunft noch geraume Zeit davon profitieren.


 






Gender Mainstreaming in der Zirkuspädagogik

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Projektinhalte
Qualifizierung von ehrenamtlichen Mitarbeiter-innen, Analyse der Gleichstellung der Geschlechter in der Zirkusarbeit des BDP, Entwicklung von Fördermaßnahmen, Umsetzung und Dokumentation


Träger: Bund Deutscher PfadfinderInnen   Region: Rotenburg (Wümme)



BDP nextgender-Abschlussbericht - Oktober 28, 2011 19:23:47
Von Bund Deutscher PfadfinderInnen

1.1. Das Projekt und seine Entstehung


 


1.1.1. Vorbedingungen


 


Der Zirkus –Wanjanini des BDP führt seit vielen Jahren unterschiedliche Zirkusprojekte für Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 17 Jahren durch, an denen pro Jahr um die 270 Kinder und Jugendliche teilnehmen. Es gibt verschiedene Ferienprojekte, die zwischen 5 und 13 Tagen dauern, regelmäßige Gruppen, die sich ein Jahr lang einmal in der Woche einen Nachmittag treffen, Klassenfahrten und Schulprojekte. Fast immer nehmen auch Kinder oder Jugendliche und junge Erwachsene mit Behinderungen an den Zirkusprojekten teil. Diese Projekte werden jährlich von ca. 70 Jugendlichen ab 16 Jahren und Erwachsenen, größtenteils ehrenamtlich, geleitet. Viele der TeilnehmerInnen und TeamerInnen bleiben dabei über mehrere Jahre hindurch dabei, viele kommen bei jedem Projekt neu dazu.


 


1.1.2. Projektidee


 


Mit dem Projekt »Gender Mainstreaming in der Zirkuspädagogik« hat der BDP verstärkt die Gleichberechtigung der Geschlechter unter besonderer Berücksichtigung der Bedürfnisse und Interessen von Mädchen und Jungen in der Zirkusarbeit analysiert, Förderungsmöglichkeiten neu entwickelt, umgesetzt und dokumentiert.


 


Dafür wurden jeweils vor den einzelnen Zirkusfreizeiten interne Fortbildungen zum Thema Gender für die jeweiligen Teams der Freizeiten durchgeführt und die Freizeiten unter Genderaspekten mit dem jeweiligen Team vorbereitet.


 


Die erarbeiteten Inhalte sollten dann im Anschluss direkt umgesetzt werden können und die fortlaufenden Fortbildungen sollten aufeinander aufbauen können.


 


1.1.3. Entstehung


 


Die grundsätzliche Idee für unser Projekt »Gender Mainstreaming in der Zirkuspädagogik« entstand beim ersten gemeinsamen Treffen in Hannover, vorher hatten unsere Hauptamtlichen von der Möglichkeit eines Genderprojektes gehört und uns darauf aufmerksam gemacht. Zunächst gab es die Idee für ein kleines einmaliges Projekt für den Zirkus, z.B. eine Zirkusfreizeit mit einer Aufführung zum Thema starke Mädchen- schöne Jungen. Bei der Vorstellung der Möglichkeiten durch den LJR entstanden dann aber schnell durch eine Hauptverantwortliche des Zirkus Wanjanini die Ideen für unser Gesamtprojekt. Wir freuten uns sehr, dass diese berücksichtigt werden konnten.


 


1.2. Projektgruppen


 


Die Projektgruppen bestanden überwiegend aus ehrenamtlichen Jugendlichen und auch aus einigen Erwachsenen, die das jeweilige Team der Zirkusfreizeiten bildeten. Die Fortbildungen waren für ein Team von jeweils 7 Menschen ausgelegt. Dabei waren jedes Mal einige aus den vorangegangenen Projekten und einige, die neu hinzukamen, beteiligt. Die Fortbildungen wurden immer von den beiden Hauptverantwortlichen des Zirkus Wanjanini geleitet, zeitweise wurden für einzelne Themen auch ReferentInnen eingeladen. Dabei war die Projektgruppe immer auch gleichzeitig eine der Zielgruppen.


 


2. Projektverlauf


 


2.1. Einstieg und Projektverlauf 2009 ( 1.Jahr)


 


Seit Juli 2009 werden alle Jugendgruppenleiterinnen und Jugendgruppenleiter des Kinder- und Jugendzirkus Wanjanini fortlaufend zum Thema Gender geschult. Ziel ist die Gleichberechtigung der Geschlechter in der Zirkusarbeit. Zur Erreichung dieses Ziels haben wir im ersten Jahr begonnen, die Bedürfnisse und Interessen von Mädchen und Jungen zu analysieren, um darauf aufbauend die Zirkusarbeit verändern zu können und ggf. Förderungsmöglichkeiten zu entwickeln und umzusetzen. Wir begannen unser Projekt mit einem Fragebogen zu den Vorlieben von Mädchen und Jungen hinsichtlich zirzensischer Elemente. In den Praxisprojekten haben wir statistisch erfasst, welche Zirkustechnik in welcher Frequenz jeweils von Mädchen oder Jungen ausgeübt wurde. Diese Verteilung war ein weiteres Indiz für die bestehenden Vorlieben von Mädchen und Jungen. Interessant war, ob die Modifizierung der Zirkustechniken nach Gender-Gesichtspunkten später zu anderen Ergebnissen führen würde.


 


Wir begannen unser Projekt mit einem Fragebogen zur Analyse, gerichtet an die Teamer/innen des Zirkusprojekts. Inhalt des Fragebogens waren die Einschätzungen der Teamer/innen bezüglich der Einbindung von Mädchen und Jungen in die Zirkusprojekte, aber auch der Abfrage der Stärken und Schwächen der Teilnehmer/innen. Die Auswertung führte u.a. zu der Hypothese, dass sich deutlich mehr Mädchen als Jungen für Zirkusprojekte interessieren, da Mädchen in diesen Bereichen talentierter sind.


 


Im weiteren Verlauf haben wir begonnen, die in Zirkustechniken enthaltenen Anforderungen an die Psyche und Physis der Ausübenden zu evaluieren. Konkret haben wir hier zunächst begonnen, genaue Beobachtungen für die Zirkustechnik Seillaufen zu sammeln und auszuwerten. Dieser Prozess wurde im zweiten Jahr mit weiteren Zirkustechniken fortgeführt.


Gleichzeitig haben wir begonnen auszuwerten, bei welchen Zirkustechniken jeweils die Schwerpunkte von Mädchen und Jungen lagen, um anhand der ersten Ergebnisse die Interessen und Bedürfnisse von Mädchen und Jungen bei den folgenden Angeboten und Projekten besser zu berücksichtigen. Wir haben also wie geplant versucht, die theoretischen Ansätze gleich im Anschluss praktisch umzusetzen und zu nutzen.


 


Die Freizeiten beginnen in der Regel mit einer Ausprobierphase, bei der alle Teilnehmenden verschiedene Zirkustechniken ausprobieren und kennenlernen können. Anschließend wählt jeder und jede einige Zirkustechniken, die dann jeden Tag geübt und am Schluss in einer Vorstellung präsentiert werden. Dabei ist es den Teilnehmenden freigestellt, ob sie zwei oder sechs verschiedene Zirkustechniken auswählen. Wir raten zu drei bis vier, und versuchen dann den täglichen Probenplan so zu gestalten, dass allen ihre Wahl ermöglicht wird. Nun haben wir zunächst die Auswahl der Jungen und der Mädchen seit Beginn des Genderprojektes ausgewertet. Im weiteren Verlauf wurden die Zahlen noch durch die vergangenen Jahre ergänzt bzw. erweitert und eine Differenzierung nach Alter erstellt, da wir vermuteten, dass bei der Auswahl neben den individuellen Interessen und der Geschlechtszugehörigkeit auch das Alter des Kindes oder des Jugendlichen eine Rolle spielt.


 


2.2. Projektverlauf 2010:


 


In diesem Jahr fanden 7 interne Fortbildungswochenenden jeweils für die Jugendgruppenleiter und Jugendgruppenleiterinnen der darauf folgenden Zirkusprojekte statt. Dabei orientierten wir uns an folgender Grundstruktur:


 


Einführung in die Thematik


Grundlageninformationen


Überblick über den gesamten bisherigen Projektverlauf


Schwerpunktthemen


Themenfindung


Themenarbeit


Auswertung


 


In den folgenden Zirkusfreizeiten hatten wir dann immer die Möglichkeit, die erarbeiteten Inhalte umzusetzen.


 


Die Schwerpunktthemen waren:


 


• Möglichkeiten und Ideen zum Einsatz des Dinocars in der Vorstellung


• Erarbeiten einer Inlinerskaternummer


• Genderwatch


• Einradfahren für Jungs interessanter machen


• Kostüme und


• Clowns, Jungs in Kleidern


• Arbeitsverteilung von Jungs und Mädchen beim Zeltaufbau und


• Erarbeitung von Möglichkeiten zur Kompetenzerweiterung für Mädchen


• Aufarbeitung des in den vorangegangenen Projekten aufgetauchten Themas: sexuelle Übergriffe (durch die Vorfälle auf Ammeland)


• Altersabhängige Entwicklungsphasen der Beziehungen zwischen Jungen und Mädchen


• Entwicklung von Vorgehensweisen für reine Mädchenzirkusgruppen


• Vorbereitungen für die Next Konferenz


• Möglichkeiten der Prävention von sexuellen Übergriffen durch die Zirkuspädagogik


• Schwerpunkt Akrobatik


• Die geplante öffentliche Fortbildung zum Thema Gender in der Zirkuspädagogik musste wegen Krankheit leider ausfallen.


• Wir beteiligten uns durch eine Stellwand, Mitmachaktionen und Bühneneinlagen aktiv und vielfältig an dem Fachtag »NextKonferenz«


 


2.3. Projektverlauf 2011


 


2.3.1. interne Fortbildungen


 


In diesem Jahr fanden 4 interne Fortbildungswochenenden jeweils für die Jugendgruppenleiter und Jugendgruppenleiterinnen der darauf folgenden Zirkusprojekte statt. Dabei haben wir die Grundstruktur vom Vorjahr beibehalten, da sie sich bewährt hatte.


 


Die Schwerpunktthemen waren in diesem Jahr:


 


• Geschlechtsbewusste Zirkusarbeit mit Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen


• Rahmenhandlungen mit Genderaspekten


• Genderfest (mit Rahmenhandlung)


• Zirkustechniken speziell für Jugendliche (Vertikaltuch, Feuer)


 


2.3.2. öffentliche Fortbildung


 


Es hat eine öffentliche Fortbildung zum Thema Zirkustechniken für Erwachsene mit Genderaspekten, an der überwiegend pädagogische Fachkräfte und einige Eltern teilnahmen, sehr erfolgreich stattgefunden. Auch die erarbeiteten Inhalte für die geschlechtsbewusste Zirkusarbeit mit Kindern und Jugendlichen mit Behinderung konnten einfließen und erweitert werden.


 


2.3.3. Kampfesspiele


 


Im Rahmen unseres Projektes fand auch die Teilnahme an der phantastischen Fortbildung »Einführung in die Kampfesspiele®« von und mit Josef Riederle in Wedel bei Hamburg durch die Projektleiterin statt. Hier ging es um folgende Inhalte:


• Positiver Umgang mit männlicher Kraft und Aggression:


Die Jungen lernen zu kämpfen, ohne Verletzungen, mit Fairness, mit ganzer Kraft und ohne Verlierer.


• Stärkung des Selbstvertrauens und der Handlungsfähigkeit:


Die Jungen lernen im Kampf, nicht gelähmt vor Angst handlungsunfähig zu sein, sondern sich wach und angemessen der Herausforderung zu stellen.


• Auseinandersetzung mit eigenen Gefühlen:


Mit den Kampfesspiele® können Themen wie "Selbstachtung", "drohende Beschämung", "Gesichtsverlust" und "Ehre", die für Jungen eine zentrale Rolle spielen, bearbeitet werden.


• Erfahrung von bisher wenig beachteten Werten:


Die Jungen können beim Kampf erkennen, dass Mitgefühl und Verbundenheit wichtige Eigenschaften eines guten Kämpfers und eines angesehenen Mannes sind.


Inhalte und Methoden aus dieser Fortbildung konnten in die Zirkusarbeit einbezogen werden.


2.3.4. Fachtag


Desweiteren gab es eine Teilnahme an dem Fachtag »Zwischen Neugier und Grenzverletzung – Sexuell übergriffiges Verhalten unter Kindern – Ursachen und Folgen« von Violetta in Hannover.


• Die Fachveranstaltung möchte professionelle Fachkräfte sensibilisieren und unterstützen, sexuell übergriffiges Verhalten frühzeitig wahrzunehmen und diesem wirksam Einhalt zu gebieten.


• Die Vorträge und Arbeitsgruppen beleuchten Ursachen, Risikofaktoren und Folgen einerseits für die betroffenen andererseits für die sexuell grenzverletzenden Kinder. Unter Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Unterschiede wird das Augenmerk auf eine fachlich angemessene Intervention gerichtet. Diese rückt die Arbeit mit den betroffenen und den übergriffigen Kindern und deren Eltern in den Mittelpunkt.


• Es werden desweiteren ambulante und stationäre therapeutische Angebote, sowohl für betroffene als auch für sexuell grenzverletzende Mädchen und Jungen vorgestellt.


• Die unterschiedlichen Schwerpunkte, die in den Referaten und Arbeitsgruppen behandelt werden, geben Anregungen für die praktische Arbeit, bieten Zeit und Raum zum fachlichen Austausch und geben einen guten Einblick in die Arbeitsbereiche anderer Professionen.


2.4.Umsetzung


 


Die entwickelten Ideen zum Einsatz des Dinocars in der Vorstellung ließen sich bisher überhaupt noch nicht umsetzen, sind aber weiterhin lebendig und sollen bei weiteren Projekten angeboten werden.


 


Der Einsatz von Skateboards und Inlinern bei den Proben, im freien Training und in der Vorstellung stieß bei Mädchen und Jungen besonders bei einer Schulklasse, die eine Zirkusklassenfahrt bei uns machte, auf große Begeisterung. Die Schwierigkeiten, mit Skateboards und Inlinern in der mit Matten ausgelegten Manege zu fahren, wurden von der Gruppe durch phantasievolle Erweiterungen unserer Rampe mit eindrucksvollen Konstruktionen aus Biertischen und Bänken gelöst und erfolgreich in die Vorstellung eingebaut. Mit viel Spaß wurden die Ideen dieser Konstruktion von anderen Gruppen aufgegriffen, abgewandelt und mit zusätzlichen Geräten wie Einrädern und Fahrrädern ausprobiert, was wir bei der NeXt Konferenz auf der Bühne zeigten.


 


Im Mai hatten wir zwei sehr nette und engagierte Fachfrauen der DGB-Jugend bei einem Zirkusprojekt zu Gast, die einen Genderwatch durchführten. Hierzu sollte es einen ausführlichen Extrabericht geben. Da wir diesen leider trotz mehrmaligen Nachfragens noch immer nicht erhalten haben, soll nun hier aus der mündlichen Nachbesprechung kurz berichtet werden.


Unser Projekt, die Angebote, die Zirkuspädagogik und unsere Umsetzung wurden von den Mitarbeiterinnen der DGB-Jugend sehr gelobt und begeistert beobachtet. Auch die Genderaspekte, die in den einzelnen Proben enthalten sind, stießen auf große Zufriedenheit bei den Beobachterinnen. Es gab nur kleinere Vorschläge zur weiteren Verbesserung und Vertiefung der Genderanteile in unserer Zirkusarbeit. Dies war z.B. bei der Fakirprobe, bei welcher die Mädchen Tops angeboten bekommen, um sich in der Ausprobierphase mit dem Bauch oder Rücken auf Scherben und Nagelbrett legen zu können. Hier gab es den Vorschlag, auch den Jungen ein Top anzubieten, was wir beim nächsten Projekt auch erfolgreich ausprobierten. Das Top wurde dann prompt von einem Jungen begeistert angenommen und sogar in der Vorstellung mit einer lustigen Frisur aus vielen kleinen Zöpfchen bei der Aufführung getragen, die er mit einem Mädchen machte.


 


Um das Einradfahren für Jungs interessanter zu gestalten, versuchten wir es in die Ausprobierphasen am Anfang jedes Zirkusprojektes wieder aufzunehmen. (Wir hatten uns vorher entschlossen, das Einradfahren besonders bei den kurzen Zirkusprojekten in der Ausprobierphase nicht mehr anzubieten, weil es für absolute EinradanfängerInnen in der kurzen Zeit nicht möglich ist das Einradfahren zu lernen und in der Vorstellung damit aufzutreten). Das Anbieten einer Ausprobierphase für Einrad führte dazu, dass das Einrad insgesamt etwas mehr ausgewählt wurde und die Teilnehmenden Kompetenzansätze erwarben, die sonst nicht wahrgenommen worden wären. Darum hat sich dieses Angebot auf jeden Fall als sinnvoll erwiesen und wir werden es beibehalten, obwohl es noch nicht direkt erkennbar dazu geführt hat, dass mehr Jungen Einrad auswählen.


 


Ganz intensiv wurde in allen Projekten in diesem Jahr die Möglichkeit geboten, dass auch die Jungen in den Kostümproben, besonders für die Clownnummern, Kleider anprobieren und teilweise auch darin auftreten.


 


Besonders bei unserer jährlichen Tournee, dem Sommertreck, muss das Zirkuszelt häufig auf und abgebaut werden. Dabei müssen u.a. 1,20 m lange Erdnägel etwa 1m tief in die Erde geschlagen werden. Der Auf und Abbau erfolgt mit der ganzen Gruppe, alle sollen nach ihren Möglichkeiten mithelfen. Dabei ist die Gruppe einer gewissen Belastung ausgesetzt, die von Allen großen Einsatz erfordert. Meistens gibt es in einer Gruppe welche, die zur Stelle sind und gerne mit anpacken und andere, die sich drücken. Um die Arbeiten gerecht zu verteilen machen wir oft Arbeitsgruppen, die dann für bestimmte Teilaufgaben meist mit Hilfe einer Betreuerin oder eines Betreuers zuständig sind. Dadurch versuchen wir, die Aufgaben überschaubarer zu machen. Im Zuge dessen hat sich über die Jahre die Richtlinie entwickelt, dass alle, die noch keine 10 Jahre alt sind, nicht unbedingt einen Erdnagel einschlagen müssen, weil sie dazu körperlich noch kaum in der Lage sind. Alle 10 jährigen sollen jedesmal einen Erdnagel einschlagen, alle 11 jährigen 2 und alle ab 12 Jahren 3. (Auch die Köchin hat sich da in einigen Jahren mit viel Spaß für alle mit eingebracht). Es wird aber nur als Richtwert gehandhabt. Es gibt keine Kontrollen, alle dürfen auch mehr einschlagen, es gibt auch die Möglichkeit, einen Erdnagel nur halb einzuschlagen und dann abzuwechseln, und es können auch die jüngeren einige Schläge probieren. Zu Beginn des Gesamtprojektes Gender mainstreaming in der Zirkuspädagogik im letzten Jahr hatten wir beobachtet, dass häufig Jungen gerne Erdnägel einschlagen und die Mädchen sich eher zurückhalten. Wir fragten uns nun bei den Vorbereitungen für die diesjährige Tournee, woran das liegen könnte und beschlossen, vermehrt darauf zu achten, den Mädchen dabei Unterstützung zu geben. Wir wollten versuchen, ihnen Fachkompetenzen zu vermitteln und Tipps zu Einschlagtechniken zu geben. Leider hatten wir dann in diesem Jahr eine Gruppenzusammensetzung von eher jüngeren Mädchen (10-13 Jahre) und eher älteren Jungen (12-15 Jahre), wobei diese Mädchen teilweise für ihr Alter eher zierlich gebaut waren, so dass wir unser Konzept in diesem Jahr nur ganz ansatzweise umsetzen konnten, es aber für die Zukunft weiter verfolgen wollen.


 


Ab Ende der Sommerferien 2010 beschäftigte uns dann aus gegebenem Anlass besonders das Thema Übergriffe (wegen der Vorfälle auf Ammeland). Neben Grundsatzgesprächen, wiederholtem und verstärktem ins Bewusstsein rücken der Jugendschutzgesetze beim Team und bei den Teilis und erhöhter Aufmerksamkeit für Vorgänge in der jeweiligen Gruppe, besonders in den Pausen, versuchten wir sehr erfolgreich die präventiven Möglichkeiten der Zirkustechniken zu nutzen. So bietet z.B. die Akrobatik viele Möglichkeiten des Erlebens von Körperkontakt, angenehmen und unangenehmen Berührungen, Erweiterung der Selbst- und Fremdwahrnehmung, Wahrnehmung der eigenen Grenzen und der der anderen. Für diese vielfältigen Möglichkeiten konnten wir auch das Aufwärmtraining einsetzen. Wir arbeiteten mit diesen vertieften Möglichkeiten dann im Herbst mit einer Gruppe, in der sehr viele Teilnehmende mit sozialen Problemen z.B. aus Pflegefamilien und Einrichtungen waren. Das Konzept und das gesamte Setting im Zirkusprojekt (vielfältige Angebote ohne Leistungsdruck, aber mit Anforderungen, die Erfolgserlebnisse entstehen lassen) führte im Laufe der Woche dazu, dass die zunächst eher angespannten Teilnehmenden ganz entspannt eine schöne Freizeit genießen konnten. Trotz des eher hohen Aggressionspotenzials dieser Gruppe wurden Auseinandersetzungen deutlich seltener, und wenn sie auftraten, konnten sie von den Teilnehmenden sehr sozialverträglich gelöst werden.


 


Immer wieder beobachten wir, das Kinder in einem bestimmten Alter, und zwar etwa in der 3./4. Klasse, das andere Geschlecht massiv ablehnen (Jungs sind doof). Wir fragen uns, welche Entwicklung sich in dieser Phase abspielt und wie damit umgegangen werden kann. Es können verschiedene Ausprägungen der Ablehnung festgestellt werden. Es kann sein, das es für einige schon eine Zumutung ist, wenn sie aufgefordert werden, neben einem Kind anderen Geschlechts auch nur im Kreis zu stehen, oder wenn im Ablaufplan zwischen den Namen der Mitwirkenden einer Nummer ein Pluszeichen steht. Wir versuchen, auf solche Situationen einzugehen, indem wir z. B. bei unserer großen Anfangs- Pyramide einzelnen anbieten, die Plätze zu tauschen und die Namen im Ablaufplan durch ein Komma trennen. Trotzdem bleiben bei diesem Thema noch Fragen offen, die weiterhin bearbeitet werden sollen.


 


Gelegentlich ergibt es sich, dass beim Zirkus Wanjanini reine Mädchengruppen entstehen. Z.B. hatten sich bei einer regelmäßigen Gruppe in diesem Jahr nur Mädchen angemeldet, oder es haben bei einer Freizeit nur Mädchen eine bestimmte Zirkustechnik ausgewählt, so dass die Proben für diese Technik in einer reinen Mädchengruppe stattfanden (z. B. Einrad). Manchmal wurde in diesen Gruppen dann konzentriert und selbständig an den Nummern gearbeitet, manchmal gab es aber auch besondere Konflikte (bösartig als Zickenkrieg bezeichnet), die sehr schwer zu lösen waren.


 


Wir beteiligten uns in beiden Jahren am Mädchen Aktionstag in ROW mit jeweils 4 Workshops. Dabei konnten wir uns für die angebotenen Workshops an der Analyse der Auswahl zu Anfang unseres Projektes orientieren und so die Erkenntnisse weiter nutzen und geschlechtsbewusste Förderungsmöglichkeiten umsetzen.


 


2011 wurden zwei Zirkusprojekte (ein Schulprojekt und eine Klassenfahrt) speziell für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen sehr erfolgreich durchgeführt, und wir konnten die erarbeiteten geschlechtsbewussten Inhalte dabei erfolgreich einsetzen.


 


Wir beteiligten uns auch aktiv am Tag der Jugend in ROW.


Außerdem erarbeiteten wir in mehreren Zirkusprojekten verschiedene Rahmenhandlungen, bei denen wir versuchten, Rollenvorstellungen z.B durch weibliche Drachen oder eine Retterin aufzubrechen.


Auch bei unserem Genderfest, das einen Höhepunkt unseres gesamten Genderprojektes bildete, gelang es uns, eine solche Rahmenhandlung zu entwickeln.


 


Zusätzlich konnten wir dank der Fördermittel des Genderprojektes Verbesserungen für unsere älteren Teilnehmenden durch die Einführung einer bei uns neuen Zirkusdisziplin, dem Vertikaltuch, und im Bereich Feuer erreichen.


 


3. erreichte Zielgruppen.


 


3.1. Fortbildungen


 


Durch die Zahlreichen internen Fortbildungen konnten wir 28 Menschen im Alter von 13-27 Jahren erreichen. Diese nahmen jeweils an 1-12 Fortbildungswochenenden teil und leiteten im Anschluss alleine im Bewilligungszeitraum insgesamt 34 Zirkusprojekte mit uns.


An unserer öffentlichen Fortbildung nahmen 11 erwachsene MultiplikatorInnen teil.


 


3.2. Teilnehmende


 


Durch die Zirkusprojekte konnten wir bisher mindestens 600 Kinder und Jugendliche im Alter von 8-22 Jahren aktiv erreichen und etwa ebenso viele im Alter ab 2 Jahren durch die Vorstellungen als Zuschauer anregen.


 


4. erreichte und nicht erreichte Ziele


 


Durch die intensive und langfristige Auseinandersetzung der Aktiven des Zirkus Wanjanini mit dem Thema gender mainstreaming wird sicherlich auch in Zukunft geschlechterbewusste Zirkusarbeit bei uns fest verankert bleiben.


 


5. eingesetzte Methoden


 


Unsere Methoden sind:


Seillaufen, Kugellaufen, Einrad-und Hochradfahren, Akrobatik, Trapezturnen, Fakir, Clowns, Zaubern, Jonglieren mit Bällen, Ringen, Tüchern und Keulen, Tellerdrehen, Diabolo spielen, Poi schwingen, Vertikaltuch, Feuertechniken und Rahmenhandlung.


Diese sind jeweils untergliedert in Ausprobierphase/Einführungsübungen, Aufbauübungen, individuelle Aufgabenstellungen, freies Training, Gruppenübungen und Arbeit an der Präsentation.


 


6. Kooperationen


 


Für den Genderwatch fand eine sehr nette Kooperation mit dem DGB statt.


Referenten gewannen wir vom Zirkus Tabasco in Lüneburg und von der Jungengruppe in Ottersberg. Diese Kooperationen kamen durch bestehende persönliche Kontakte zustande.


Für die Teilnahme an Fortbildungen nutzten wir begeistert Violetta und Kraftprotz.


Beim MAT und TdJ in ROW arbeiteten wir gerne und erfolgreich mit den verschiedensten regionalen Jugendorganisationen zusammen. Diese Kooperationen fanden aufgrund der örtlichen Gegebenheiten statt.


 


7.Schlussfolgerungen und Perspektiven.


 


Wir sind sehr froh, eines der next gender-Projekte gewesen zu sein und werden in Zukunft noch geraume Zeit davon profitieren.